Nationalpark Bayerischer Wald
Der erste Nationalpark in Deutschland
Der Nationalpark Bayerischer Wald ist nicht nur alphabetisch, sondern auch chronologisch der erste in der Liste der deutschen Nationalparks. 2020 feierte er sein 50-jähriges Bestehen und hat sich in dieser Zeit fast verdoppelt: 1997 wurde der Park an der deutsch-tschechischen Grenze um mehr als 100 km² erweitert und fasst nun über 240 km² Fläche. Zusammen mit seinem Nachbarn, dem tschechischen Nationalpark Šumava, bildet er das größte zusammenhängende Waldschutzgebiet Mitteleuropas. Seit 2015 werden hier, zwischen Böhmen und Bayern, regelmäßig frei lebende Wölfe durch Wildtierkameras fotografiert. Der Nationalpark geht davon aus, dass es sich dabei um zwei fest ansässige Rudel mit Nachwuchs handelt. Auch der in Deutschland selten gewordene Luchs sowie 16 Käferarten, die als „Urwaldrelikte“ gelten, und weitere besondere Tier- und Pflanzenarten sind hier zu Hause.
Auf über 72% der Nationalparkfläche erfolgt bereits heute kein menschlicher Eingriff durch die Forstung der Waldflächen mehr. In Zukunft soll sich dieser Anteil noch vergrößern. Dank der bergigen Landschaft mit ihren Höhenlagen und abrupten Gefällen haben hier in Verbindung mit kalten, schneereichen Wintern zunehmend seltene Bergfichten- und Bergmischwälder an Boden gewonnen. In Deutschland einzigartig sind außerdem die vielen Hochmoore, auch Filze genannt, sowie die Schachten. Das sind die einst bewirtschafteten Hochweiden innerhalb des Nationalparks, die für Besucher nur durch über lange, steil verlaufende Strecken zu erreichen sind. Ausdauernde Wanderer werden dafür aber mit endlosen Aussichten über die renaturierten Weidelandschaften belohnt.
Der Nationalpark umschließt drei Gipfel über der 1000-Meter-Marke. Von ihnen ist mit 1453 Metern der Große Rachel der höchste. Bekannt ist er unter anderem für den natürlichen Rachelsee am Fuße des Gipfels sowie für die Rachelkapelle, eine 1885 erbaute Schutzhütte, die mehr als 1200 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Erbaut wurde sie damals an jener Stelle, an der das Pferd von Forstmeister Ludwig Leythäuser bei einer Visite durch den nebligen Wald keinen Huf weiter setzen wollte. Als Leythäuser abstieg, um nachzuschauen, wieso sein Pferd sich weigerte, weiterzugehen, bemerkte er den kilometertiefen Abgrund vor sich. Er begriff, dass er dem Pferd sein Leben verdankte. Auf den Großen Rachel folgen der Lusengipfel mit 1373 Metern und der 1315 Meter hohe Große Falkenstein. Vom Lusen aus bietet sich ein trauriger Anblick: Kilometerweite, abgestorbene Baumgipfellandschaften machen die Auswirkungen des Borkenkäfers im Bayerischen Wald besonders sichtbar. Der Nationalpark verzichtet wie viele andere jedoch auf Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Schädlings, um die natürlichen Vorgänge inner-halb seiner Waldgebiete zu wahren.