Nationalparks sind besonders schützenswerte Naturräume, in denen die Natur sich selbst überlassen bleibt.

Dementsprechend lautet das deutsche Nationalparkmotto regionenübergreifend „Natur Natur sein lassen“. Geeignete Schutzgebiete für dieses Konzept weisen besondere geographische, morphologische Gegebenheiten oder ein besonderes Aufkommen aus der Tier- und Pflanzenwelt auf. Sie umfassen mehrere Tausend Hektar Größe und besitzen keine abgesteckten, sondern lediglich kartierte Grenzen. Verwaltet werden Nationalparks in der Regel im Auftrag einer Regierung. In Deutschland gehören die Nationalparkverwaltungen zu den länderspezifischen Sonderbehörden.

Aufgrund des Verzichts von menschlichen Eingriffen wie etwa der Forstwirtschaft, erobert sich in Nationalparks die Natur sukzessiv ihren Lebensraum in ihrer eigenen Dynamik zurück. Das bedeutet auch, dass das menschliche Empfinden von Schönheit oder sein Bedürfnis nach Logik oder Ordnung hier keine bestimmende Position einnehmen darf: auch wenn an sich Schutzräume für zum Beispiel seltene oder besondere Tier- und Pflanzenarten entstehen, ist das Ziel des Nationalparks nicht die Konservierung dieser. Natur sich selbst zu überlassen bedeutet auch eine Verschiebung der Artenspektren, in dem die biologische Vielfalt auch zurückgehen oder einzelne Arten zugunsten anderer verschwinden können.

Nationalparks dienen außerdem – unter den Auflagen des Schutzanliegens – zu Forschungs- und Bildungszwecken, wie etwa der wissenschaftlichen Umweltbeobachtung. Auch der Mensch soll zu Erholungszwecken Nutzen in ihnen finden, weswegen es in allen Nationalparks in Deutschland ein weitläufig bewanderbares Wegenetz gibt.

Die Geschichte der Nationalparks begann 1872 in den USA mit der Gründung des Yellowstone-Nationalparks.

Schon damals war der Leitgedanke, die besondere Schönheit des Gebiets zu schützen, sodass auch nachfolgende Generationen sich an ihr erfreuen und in ihr erholen dürfen. Nach der Errichtung des ersten Parks folgten in den USA viele weitere, sowie der als zweites ernannte Yosemite Nationalpark, der sich heute internationaler Berühmtheit erfreut und ein beliebtes Reiseziel im Bundesstaat Kalifornien darstellt.

Ausgehend von den Vereinigten Staaten verbreitete sich das Konzept der Nationalparks rasch in viele weitere Teile und Kontinente der Welt. Es folgten zwischen 1879 und 1887 die ersten Nationalparks in Australien, Kanada und Neuseeland. Hier herrschten besonders gute Bedingungen für die Übertragung des Konzepts, da weitläufige, annähernd unbesiedelte und zudem beeindruckende Naturlandschaften bereits vorhanden waren sowie geschätzt wurden. In Europa wurden die ersten Nationalparks knapp über 20 Jahre später in Schweden gegründet.

Als Ausgangsgedanke fungierte hier in Schweden allerdings eher ein touristischer Ansatz, da Schweden schon damals Ziel von „Backpacking“- Reisenden, die sich besonders für die nahezu unberührte Natur Schwedens interessierten, war. Hier gingen und gehen Natur und Fremdenverkehr also schon vorher Hand in Hand. Auch wenn sich deutsche Naturschützer seit der Gründung der ersten Nationalparks außerhalb Deutschlands schon lange darum bemühten, ein solches Projekt in Deutschland zu etablieren, dauerte es fast ein Jahrhundert, bis 1970 der Nationalpark „Bayerischer Wald“ gegründet wurde. Nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Abbau des Eisernen Vorhangs zur tschechichen Grenze Ende des Jahres 1989, kam auf tschechischer Seite des Bayerischen Waldes der Nationalpark „Sumava“ hinzu. Zusammen bilden sie bis heute das größte Waldschutzgebiet Mitteleuropas. Jahrhunderte lang wurden in Deutschland und ganz Europa Waldflächen abgeholzt und bewirtschaftet, was den großflächigen Tode unberührter zusammenhängender Wälder zur Folge hatte. Eines der Hauptziele des Bayerischen Waldes war es daher, das Schutzgebiet wieder zu einem echten Urwald in Deutschland werden zu lassen. Getreu dem Nationalparkmotto „Natur Natur sein lassen“ wird somit in der Kernzone seit 50 Jahren auf den Abtransport von Totholz oder gar Rodung und Abholzung fast vollständig verzichtet.

Heute, ein halbes Jahrhundert nach der ersten Gründung in Deutschland, hat sich das Konzept mit 16 Parks in alle Ecken der Bundesrepublik verbreitet.

Seit der Gründung des Nationalparks Bayerischer Wald im Jahre 1970 kamen 15 weitere Nationalparks hinzu. Der jüngste von ihnen wurde 2015 mit dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald errichtet. Deutschland gehört, wie die meisten Länder Europas, zu jenen Klimazonen, in denen sich nach dem Wegfall der menschlichen Eingriffe in die natürlichen Entwicklungsprozesse der Landschaft vor allem Wälder wachsen.2 Hier gibt es fünf Typen besonders charakteristischer Naturlandschaften, auf die sich die Nationalparks beziehen lassen: Wälder (z.B. Bayerischer Wald, Hainich, Eifel, Harz) Küstenlandschaften (z.B. Vorpommersche Boddenlandschaft, die drei Wattenmeer-Nationalparks, Jasmund) Hochgebirge-Ökosysteme oberhalb der Waldgrenze (Nationalpark Berchtesgaden mit seiner Alpen- und Voralpenlage) Auenlandschaften (Unteres Odertal) Moore und Seen (z.B. Teile des Nationalparks Müritz, der Eifel, des Harzes uvm.) Wie hieraus ersichtlich wird, findet in der Mehrzahl der Nationalparks eine Einordnung in mehrere dieser Kategorien statt.