Nationalpark Kellerwald-Edersee

BundeslandHessenGründungsjahr2004Fläche57 Quadratkilometer

Urwaldrelikte mit 200 Jahre alten Buchen

Wer im westlichen Ruhrgebiet wohnt, erreicht den Nationalpark Kellerwald-Edersee kurz hinter dem Sauerland in etwa zwei Autostunden. Der Edersee, welcher zu den drei größten Stauseen in Deutschland zählt, ist hier in weitläufige, bewaldete Hügellandschaften gebettet. Er beherbergt auch die Ruinen des alten Dorfes „Berich“, zu dem man mit der entsprechenden Ausrüstung hinuntertauchen kann. Zum Nationalpark zählen neun Berge, die mehr als 500 Meter messen, der höchste von ihnen ist der „Traddelkopf“ mit 626 Metern. Auf ihnen gedeihen große Rotbuchenwälder, in denen bis zu 200 Jahre alte Buchen und Urwaldreste zu finden sind. Über 40% der Baumbestände sind über 140 Jahre alt. Aus diesem Grund ist dieses Gebiet ebenfalls seit 2011 Teil der UNESCO-Weltnaturerbestätten „Buchenurwälder und Alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“. Zudem wurde der Kellerwald-Edersee von der IUCN offiziell als Nationalpark anerkannt: Das bedeutet, dass für mehr als 90 % der Nationalparkfläche bereits Prozessschutz gilt, sprich, dass sich der Wald natürlich und ohne menschliche Eingriffe entwickeln darf.

Urwald-Baum im Kellerwald

Bis zum Mittelalter waren der Kellerwald und insbesondere das Ederplateau ein natürlich bewaldetes, kaum von Menschen bewohntes Wildnisgebiet. Erst im späten Mittelalter wurde die Region dichter besiedelt und der bis dahin unberührte Urwald erschlossen. Eine intensive Nutzung des Waldes durch die Entnahme von Brenn- und Bauholz, die Mast von Hausschweinen und zuletzt die Jagd zerstörten die Waldlandschaft im 18. Jahrhundert vollends. Die anschließende Wiederaufforstung des Waldes erfolgte jedoch nicht wie in den meisten Wäldern mit der Pflanzung der schnell wachsenden Fichte, sondern mit einheimischen Buchen. Dies führte zu einer vergleichsweise frühen, naturnahen Erholung des Gebietes, das von da an bis zum Ende des 20. Jahrhunderts überwiegend für die Jagd – und kaum wirtschaftlich – genutzt wurde. Schließlich lässt sich die Naturschutzgeschichte des heutigen Nationalparks bis 1963 zurückverfolgen, was den Nationalpark Kellerwald-Edersee insgesamt zu einem der ursprünglichsten Nationalparks in Deutschland macht.

Ein wesentliches Anliegen des Nationalparks ist es, auf die Bedeutung der Verhaltensregeln für seine Besucher aufmerksam zu machen, etwa durch Informationen in Form von Bildungsveranstaltungen und Informationstafeln. Die Einhaltung der Wegeordnung ist die Grundlage für einen naturverträglichen Tourismus und auch dafür, die 19 ausgeschilderten Rundwanderwege im Kellerwald anbieten zu können. Um die zu über 90% bewaldeten Ederseesteilhänge an den nördlichen und östlichen Hängen des Edersees ebenso streng schützen zu können, wurde jüngst ein Plan entwickelt, der das Nationalparkgebiet bald um weitere fast 2000 Hektar erweitern soll.

Hoch oben in den Baumkronen wandert man auf dem Treetop Walk