Nationalpark Jasmund
Der kleinste, aber einer der speziellsten Nationalparks in Deutschland
Der Nationalpark Jasmund ist der kleinste, aber einer der speziellsten Nationalparks in Deutschland. Wenn man die weißen Kreidefelsen an der Ostseeküste zum ersten Mal erblickt, ist es nicht ungewöhnlich, sie eher mit dem dänischen Møns Klint oder sogar mit Teilen der französischen Küste in Verbindung zu bringen. Jasmund ist eine Halbinsel im Nordosten der Insel Rügen, deren Steilufer den größten geologischen Aufschluss Norddeutschlands bilden. Eiszeitliche Blockstrände prägen den Strand am Fuße der Kliffküste. Die meterhohen Kreidefelsklippen werden von einem fast durchgängigen Teppich aus Buchenwald bedeckt, welcher Teil des UNESCO-Weltnaturerbes ist. Durch diese Kombination entsteht ein in Deutschland einzigartiges Panorama.
Auf einem 118 Meter hohen Kreidefelsen, dem bekannten „Königsstuhl“, wurde das Nationalparkzentrum errichtet. Hier werden auf 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche detaillierte Informationen über das Gebiet, seine Geschichte und den Schutzzweck zur Verfügung gestellt. Die Idee des Waldschutzes im weiteren Sinne gab es in Jasmund bereits im 16. Jahrhundert, bedingt durch die wirtschaftlich begründete, nachhaltige Sicherung des Rohstoffes Holz.
Durch Erosion und kalte Winter, wenn sogenannter Spaltfrost in die dünnen, felsigen Vertiefungen der Küste eindringt, brechen immer wieder Gesteinsbrocken von den Jasmund-Kreidefelsen ab – so ist die Küste einem ständigen natürlichen Verfall und Wandel unterworfen. Jüngst 2005 rutschte ein großer Teil der bekannten „Wissower Klinken“ ab und veränderte damit ihr Erscheinungsbild erheblich. Von einem der Hauptwerke Caspar David Friedrichs, dem Ölgemälde „Kreidefelsen auf Rügen“ (1818), wurde lange Zeit behauptet, es habe genau diese Felsformation dargestellt. Es stellte sich jedoch heraus, dass sie zur Zeit der Entstehung des Gemäldes noch nicht existierte. Heute versichern Kunstforscher, dass die ebenfalls auf Jasmund gelegene Kreidewand „Kleine Stubbenkammer“ das leitende Motiv für sein Gemälde war. Fest steht jedenfalls: Caspar David Friedrich machte die Jasmunder Klippenlandschaften als Motiv populär und inspirierte andere namhafte Künstler wie Blechen, Schinkel oder Kummer, sie in ihren Werken abzubilden und dem Ort somit eine kunsthistorische Bedeutung zu verleihen.