Nationalpark Unteres Odertal
Nationalpark entlang der Oderflussufer
Der Nationalpark Unteres Odertal grenzt an Polen und liegt im äußersten Nordosten Deutschlands. Er bildet eine räumliche Einheit mit angrenzenden polnischen Schutzgebieten und wird daher auch als „Internationalpark“ bezeichnet. Die Grenze des Nationalparks verläuft auf gut 60 Kilometern entlang der Oder. Ihre Breite variiert zwischen zwei und acht Kilometern und schützt so die von November bis April überschwemmte sogenannte Polderlandschaft entlang der Oderufer. Dadurch, dass die Polderauen im Winter weitgehend überschwemmt werden, entsteht eine in Deutschland einzigartige Flussauenlandschaft, die Lebensraum für eine Vielzahl von Flusspflanzen und Tieren bietet. Nach der Schneeschmelze im zeitigen Frühjahr erfährt die Landschaft eine wesentliche Veränderung: Wer im Sommer den Blick über üppige, scheinbar endlose Wiesen schweifen ließ, blickt nun auf Wasserflächen, die einer Seenplatte gleichen. Besonders in den frühen Morgenstunden, wenn die verbliebenen Bäume im Nebel aus dem Hochwasser ragen und sich die ersten Vögel auf Nahrungssuche begeben, zeigt sich das Schutzgebiet von einer selten romantischen, malerischen Seite.
In ganz Europa sind diese naturnahen Flussauen eine Seltenheit geworden. Dieser wichtige und vor einigen Jahrhunderten häufig vorkommende Biotoptyp ist durch den frühen Beginn der Besiedlungsgeschichte des Menschen entlang von Flüssen zurückgedrängt geworden. In dieser rar gewordenen Landschaft des Odertals können Besucher deshalb einer seltenen, streng geschützten Flora und Fauna begegnen. Sogar Elche werden gelegentlich im Nationalpark gesichtet.
Für Zugvögel aus ganz Europa sind die hier befindlichen Polderwiesen wieder ein zentraler Treffpunkt. Nach einer intensiven Bewirtschaftungsperiode im 20. Jahrhundert sind sogar die angrenzenden Auwälder wieder Brutgebiete für selten gewordene Vögel wie den gelb leuchtenden Tirol geworden. Noch heute werden die Polderwiesen und Teile der Wälder von Mensch und Vieh bewirtschaftet, jedoch auf eine schonende Art und Weise. Damit ist der Nationalpark besonders beispielhaft für das zukunftsweisende Zusammenleben von Mensch und Natur.