Nationalpark Hainich
Das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands
Der Hainich kommt als typischer, in Mitteleuropa häufig anzutreffender Laubwald eher unauffällig daher. Erst auf den zweiten Blick offenbaren sich seine Besonderheiten: Er ist nicht nur das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands, sondern auch der weltweit einzige Park, der Buchenwälder auf Muschelkalk in mittlerer Höhenlage schützt. Nur etwa 2% der 75km2 Nationalparkfläche werden von Nadelhölzern eingenommen. Im Park gibt es aber nicht nur viel zu sehen, sondern auch zu riechen: Im Frühjahr, wenn die jungen Blätter der Bäume sich noch nicht entfaltet haben, blüht der Bärlauch auf mehr als 10km2 des Waldbodens und verströmt sein kräftiges Knoblaucharoma. Im Hainich kam er vermutlich auch zu seinem Namen: Damals gab es an diesem Ort wildlebende Bären, die unmittelbar nach ihrer Winterruhe dabei beobachtet wurden, wie sie die lauchartigen Gewächse aus der Allium-Familie fraßen.
Ein Phänomen in der Vergangenheit vieler Nationalparks findet sich auch in der Geschichte des Hainichs wieder: Von 1935 an waren Wald und Wiesen militärisches Sperrgebiet, in dem sich als positiver Nebeneffekt typische und seltene Arten fast ungestört ausbreiten durften. In einigen Bereichen des heutigen Nationalparks war auch das Militär nicht aktiv. Besonders das dadurch ungeforstete Totholz auf den Laubböden bot zahlreichen Käfern und Pilzen, aber auch der scheuen Wildkatze, einen geschützten Lebensraum. Erst 1991 wurde das Gebiet der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, nur sechs Jahre später ist ein Großteil der Fläche zum geschützten National-park erklärt worden. In diesen Gebieten ist das administrative Ziel der Wiederherstellung eines echten Urwaldes bereits heute besonders nahe an der Verwirklichung.
Der Schutzzweck zahlt sich aus: Seit 2011 zählt der Nationalpark zum UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder und Alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas.“ Da es sich bei Buchen um sogenannte Schattenbäume handelt, die nur wenig Licht benötigen und ein dichtes Blätterdach bilden, kann sich unter ihren Kronen keine artenreiche Pflanzen- und Strauchschicht entwickeln, mit Ausnahme einiger junger Buchen selbst. Nur im Frühjahr wird es bunt, wenn ein Teppich von Frühblühern wie Märzenbecher, Lerchensporn, Schlüsselblume, Buschwindröschen und dem oben genannten Bärlauch den Boden bedeckt. Einblicke in den Lebensraum Wald, die menschlichen Besuchern sonst nicht möglich sind, bietet der mehr als 500 Meter lange Baumkronenpfad durch die Buchenwipfel, zu dem auch ein 44 Meter hoher Aussichtsturm gehört.