Bergwildnis auf über 500 Millionen Jahre altem Gestein

Der junge Goethe, Heinrich Heine oder Caspar David Friedrich wurden schon vor Jahrhunderten von diesem Ort inspiriert. Mit 97% Waldfläche innerhalb der Nationalparkgrenzen ist der Harz unter den waldreichsten Nationalparkgebieten Deutschlands. Er ist zudem der am nördlichsten gelegene Nationalpark in einem Gebirge. Diese Lage trägt dazu bei, dass der von kleineren Bergen und Hügeln umschlossene Brocken (volkstümlich auch Blocksberg genannt) ein raues Höhenklima mit extremen Wetterbedingungen aufweist – obwohl er selbst lediglich 1141 Meter misst. Daraus ergibt sich die tiefgelegenste natürliche Waldgrenze in Deutschland bei nur 1100 Metern Höhe. Zum Vergleich: In den Alpen liegt sie zwischen 1800 und 2200 Metern über dem Meeresspiegel.

Schienen der Brockenbahn

Auf der Brockenspitze herrscht außer in den Hochsommermonaten Juli und August in der Regel täglich Frost. Sie ist mit durchschnittlich 300 Nebeltagen außerdem der nebligste Ort in ganz Deutschland. Wer mit der historischen, schwarzen Dampflok – der Brockenbahn – von dem kleinen Dorf Schierke auf den Brocken fährt, wird oben angelangt oft von fast sibirischen Verhältnissen mit eisigen Orkanwinden überrascht. Aufgrund des steilen Anstiegs erstrecken sich vom gemäßigten Fuße bis zum kalten Gipfel sechs verschiedene Vegetationszonen auf engem Raum, was einen besonderen Anreiz für Wanderungen bietet.

Ähnlich wie im Bayerischen Wald gibt es auch im Harz seit Jahren eine lebhafte Diskussion über seine abster-benden Fichten-Monokulturwälder, Überbleibsel aus über 300 Jahren Bergbaugeschichte. Im Sinne der Re-generation der natürlichen Mischwälder schützt die Nationalparkverwaltung diese nicht, sondern fördert deren Verfall. Die besonders trockenen Sommer seit 2018 beschleunigen diesen Prozess. Für Nationalparkbesucher mag der Anblick zwar beunruhigend sein, er ist jedoch notwendig, um zur natürlichen Waldentwicklung zurückzukehren.

Winterlandschaft mit 7 Vegetationszonen